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Grundlagen Myoreflextherapie |
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Grundlagen und
Benennung |
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Lange haben wir nach einem Namen für die Therapie gesucht, wie sie in unserer Praxis ausgeübt wird. Eine feste Bezeichnung gab es nicht, weil es eine Behandlung in dieser Form bisher noch nicht gab. Myoreflextherapie soll diese Methode heissen. Wie aus dem Namen deutlich wird, geht es primär um die Muskeln des Menschen und deren Funktionen. "Die Skelettmuskulatur ist mit einem Anteil am Gesamtkörpergewicht von 40 - 50 % das weitaus am stärksten ausgebildete Organ des Menschen. Zum grössten Teil handelt es sich dabei um die Muskulatur des Bewegungsapparates". Hinzu kommen die Muskeln des Herzens, der Atmung usw.. Der erste Halswirbel heisst Atlas - er trägt den Kopf. Ihm kommt von allen Wirbelkörpern eine besondere Bedeutung zu, da Fehlstellungen bzw. Blockierungen in diesem Bereich weitreichende Symptome hervorrufen können. Eine Bewegungseinschränkung in der Halswirbelsäule muss durch eine übermässige Bewegung anderer Wirbelbereiche ausgeglichen werden. Schnell führt dies zu einer Überbeanspruchung (unfunktionellen Belastung) in diesen Wirbelbereichen. Punkte im Bereich der Halswirbelsäule, Atlas und Schädel spielen bei vielen Therapieformen in aller Welt eine wichtige Rolle. Vorteil der Myoreflextherapie ist ein gezielter und kalkulierbarer Umgang mit diesen Punkten. Im Gegensatz zu der klassischen Atlastherapie werden in unserem Verfahren keine ruckartigen Impulse im Bereich des Atlas gesetzt. Wir sprechen deshalb von einer modifizierten (= abgewandelten) Atlastherapie. Bei der Myoreflextherapie handelt es sich um eine Therapie,
bei der der Patient nicht passiv sondern aktiv beteiligt ist. Man
kann den Vorgang der Behandlung mit der Bedienung eines Computers vergleichen. Die Muskeln
übernehmen hierbei die Rolle der Tastatur, die vom Therapeut bedient wird, indem er an
bestimmten Stellen der Muskeln manuellen Druck ausübt. Der eigentliche Veränderungs-
bzw. Therapieprozess wird vom Innenleben des Computers bzw. des Patienten
geleistet. Doch hiervon später (> Prinzipien und Wirkweise).
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Biomechanik und
Schmerz |
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Der lebendige Organismus ist in biomechanischer Hinsicht so gebaut, dass er den physikalischen Kraftgesetzen folgt. Der Gesamtzustand eines solchen Biomechanismus ist dann gesund, wenn die verschiedenen Kräfte harmonisch und ausbalanciert miteinander wirken und arbeiten. Jeder Verstoss und jede Missachtung dieser Balance (in Form von mangelnder oder einseitiger Bewegung, Überlastung, Unfällen etc.) zieht entsprechende Schädigungen mit sich. Krank oder leidend wird ein Organismus in biomechanischer Hinsicht dann, wenn solche Verstösse zu stark sind. Jedoch auch schwächere aber sich wiederholende Verstösse steigern sich zu Verletzungen und können die Gesundheit beeinträchtigen. Die körperliche Meldung eines solchen Verstosses (die Bewusstwerdung) geschieht durch einen Schmerz. Schmerzen können als Ausdruck eines gestörten Gesamtgleichgewichts betrachtet werden. Da die meisten Muskeln Teil des Bewegungsapparates sind, kann auch gesagt werden: Schmerzen signalisieren eine gestörte, unharmonische Bewegungsgeometrie. Ohne die Schmerzsignale würden viele Verstösse und Fehlbelastungen nicht bemerkt werden - unabänderliche Schädigungen und Verletzungen des Organismus wären die Folge. Wichtig ist nun, dass bei einem solchen Schmerzsignal nicht nur die betroffene Stelle des Körpers behandelt wird. Die jeweilige Problemstelle darf nicht von dem biomechanischen Gesamtnetz des Organismus isoliert und abgesondert werden. Denn es kann sein (und meistens ist dies auch tatsächlich der Fall), dass die eigentliche Ursache und das Grundproblem sich gar nicht da befinden, wo es dann schliesslich weh tut. Schmerz-punkt und Schmerz-verursacher können sich an verschiedenen Körperstellen befinden. Bereits bei einem stark vereinfachten Beispiel wird dies deutlich: Wir gehen von einer quadratförmigen Muskelstruktur aus, deren vier gelenkige Eckpunkte durch Muskelzüge miteinander verbunden sind. Im gesunden entspannten Zustand ist diese Form ausbalanciert und symmetrisch. Kommt es nun beispielsweise am Punkt d aufgrund eines verkürzten oder verspannten Muskels zu einer einseitigen Zugkraft in Richtung e, so wird die Symmetrie gestört. Die Zugkraft, bzw. die Quelle der Störung kommt somit nicht nur in Punkt d zur Wirkung , sondern auch an allen mit diesem Punkt verbundenen Bereichen. Dieses muskuläre Ungleichgewicht kann somit aufgrund der unsymmetrischen Stellung im Bereich a einen Schmerz hervorrufen. Schmerzursache und Schmerzpunkt sind also nicht identisch. Dies kann genauso für die Punkte b und c gelten. Eine Behandlung am Ort der Schmerzen (z.B. ein operativer Eingriff) kann somit kaum eine Beseitigung der Ursache bringen. Ist die Symmetrie erst einmal in einem Bereich des Körpers gestört und besteht diese über einen längeren Zeitraum, so treten über die muskulären Verbindungen zu anderen Regionen auch in diesen Spannungen bzw. Schmerzen auf. Vergleichen wir das Zusammenspiel der Muskulatur mit dem Zusammenspiel eines Orchesters, so kann es sein, dass eine falsche Geige das ganze harmonische Zusammenspiel aus dem Gleichgewicht bringt. Die Myoreflextherapie berücksichtigt diese biomechanischen Gesetzmässigkeiten. Schmerzt es wie in unserem Beispiel an Punkt b, so behandelt sie ursächlich, d.h. sie legt den Behandlungsschwerpunkt auf die Verbindung der Bereiche d und e. Über eine Behandlung der verschiedenen Störungen im Gesamtnetz
kann man also indirekt den Schmerzbereich therapieren. Die eigentliche
Behandlung und die Lösung des Problems wird an diesen weitergeleitet -
genauso wie zu Anfang die eigentliche Ursache ihr Problem weitergeleitet
hat.
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Die Behandlung |
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Die Rückmeldungen der Patienten während der Behandlung machen diese indirekte und weiterleitende Strategie der Problemlösung deutlich. Oft fallen Äusserungen wie: Jetzt zieht es den Arm hinunter" oder jetzt zwickt es im Knie" ... Meist werden Stellen des Körpers genannt, an denen momentan gar nicht behandelt wird. Natürlich ist der menschliche Organismus und seine Biomechanik nicht so einfach und übersichtlich, wie auf dem obigen Schema. Das Gesamtnetz eines jeden Lebewesens ist eine hochkomplexe Sache. Genauste anatomische Kenntnisse und viel Erfahrung sind nötig, um diese Methode ausüben zu können. Für eine Bestimmung der jeweils richtigen und wichtigen Punkte und Linien sind wichtig:
Damit wird die von uns praktizierte Methode zu dem, was der Begriff Behandlung ursprünglich meint. Gearbeitet wird in erster Linie mit den Händen. Über die Behandlung wird das eigentliche Problem sowohl aufgesucht und bestimmt (= Diagnose), als auch angegangen und gelöst (= Therapie). Diagnose und Therapie gehen somit Hand in Hand. Ein Beispiel: Ein Patient hat Schmerzen im oberen Rücken (Bereich der Brustwirbel). Von den anatomischen Gegebenheiten her verlaufen wichtige Verbindungslinien von den Brustwirbeln her nach vorne - hin zum Brustkorb und Brustbein. Von oben gesehen verläuft die Problemlinie wie ein Kreis einmal um den Menschen herum.
Eine Art des Ungleichgewichts kann darin bestehen, dass der
muskuläre Bereich der Brust / des Brustbeins zu verkrampft ist (dass dort zuviel
Spannung ist) - auf die Rückenwirbel kann dann eine zu starke Zugkraft wirken -
hinten entsteht der Schmerz. Wird die Verkrampfung im Brustbereich behoben, kommt die
störende Zugkraft im Rücken zum Verschwinden - das Rückenproblem wird gelöst.
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Prinzipien und
Wirkweise |
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Ein weiteres Beispiel lässt sich an der Muskulatur des Oberarmes darstellen. Wenn wir den Arm beugen, dann betätigt sich der Beuger (Musculus biceps brachii). Strecken wir den Arm wieder aus, dann wird der Strecker (M. triceps brachii) tätig. Beuger und Strecker sind Gegenspieler (Antagonisten). Wenn der eine in Aktion tritt und seine Bewegung ausführt, muss der andere loslassen und passiv bleiben. Ohne diese gegenseitige Berücksichtigung und Anpassung könnte keine richtige und fliessende Armbewegung ausgeführt werden - der eine Muskel würde den anderen bremsen und behindern. Jeder Muskel hat Rezeptoren (sogenannte Muskelspindeln), ebenso gibt es Gelenksrezeptoren. Diese registrieren die jeweilige Dehnung, die Aktivität eines Muskels und die Stellung der Gelenkpartner zueinander. Bestimmte Nervenfasern melden diese dem Rückenmark. Über Rückenmarksreflexe können so Bewegung und Gegenbewegung, Beugen und Strecken, Aktivität und Loslassen aufeinander abgestimmt werden. Der eine Muskel bekommt vom anderen ständig Meldung und passt sich entsprechend an - die Aktivitäten und Bewegungen werden koordiniert. Diese Reflexfunktionen macht sich die Myoreflextherapie
zunutze. Wird ein Muskel an der richtigen Stelle gedrückt (Druckpunktstimulation),
dann kann durch einen entsprechenden Reflex eine Aktivität des Muskels vorgetäuscht
werden. Der entsprechende Gegenmuskel, der zu angespannt oder verkürzt ist,
erhält dann die Meldung, zu ent-spannen und loszulassen. Ein verhärteter
Muskel, an den man von aussen mit den Händen gar nicht heran kommt, kann mit diesem Trick
indirekt gelöst werden.
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Die Myoreflextherapie
als aktive Therapie |
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Bei der Myoreflextherapie handelt es sich also um eine Therapie, bei der der Patient nicht passiv sondern aktiv beteiligt ist. Der Therapeut provoziert an der Muskulatur (die bereits im Ruhezustand eine zu hohe Spannung besitzt) eine Überspannung. Die Spannung ist dann so hoch, dass sich der Körper nicht mehr mit ihr arrangieren kann. Es wird ein Regelkreis in Gang gesetzt. Diese Überspannung wird durch Impulse ans Rückenmark (Reflexfunktion), und von dort ans Gehirn weitergeleitet. Das Gehirn, das den normalen Spannungszustand gespeichert hat, sorgt nun dafür, das dieser wieder eingestellt wird. Diesen Vorgang kann man mit der Bedienung eines Computers vergleichen. Die Muskeln übernehmen hierbei die Rolle der Tastatur, die vom Therapeut bedient wird. Entsprechend der Arbeitskapazität und der vorhandenen Software wird der eigentliche Veränderungs- bzw. in unserem Fall der Therapieprozess, vom Innenleben des Computers bzw. des Patienten geleistet. Wir können uns diesen Sachverhalt mit dem Bild eines sich selbst regelnden Systems vorstellen, das nur indirekt beeinflusst werden kann. Die Muskelfunktionstherapie behandelt nicht mechanisch, sondern im wesentlichen mit Zeichen / Informationen; sie arbeitet indirekt an den Muskelfühlern - die Schaltzentralen des Patienten (Gehirn, ZNS) deuten den Fingerdruck des Therapeuten - entsprechend den eigenen Regelmechanismen kann der Patient reagieren, er kann eigene Bewegungsprogramme wieder-aktivieren - der Patient behandelt sich selber ! Erläuterungen: Billard, klassische Mechanik: Hier wirkt ein Techniker nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip direkt auf eine Sache ein und gibt dieser gleichsam einen Stoss, damit diese sich in eine bestimmte Richtung verändert. Regelkreis: Man kann z.B. in einem Thermostat eine gewünschte Temperatur (= Sollwert) eingeben. Immer wenn diese Temperatur zu sehr absinkt (= Istwert), meldet die Schaltstelle einem Heizkörper, dass dieser die Temperatur wieder anheben soll. Der Ofen heizt dann so lange, bis der Temperaturfühler registriert, dass die Temperatur dem Sollwert angeglichen ist, dann wird er wieder abgeschaltet und das Ganze beginnt von vorne. So bildet sich zwischen dem Thermostat und dem Heizkörper ein Hin- und Her, ein Kreis, der die Temperatur reguliert. Natürlich kann das Bild des Regelkreises nur ein Modell sein - die Wirklichkeit des Lebendigen ist freilich wesentlich komplexer. Kybernetik 2. Ordnung: Hier betrachtet man den menschlichen Organismus als ein
sich selbst regulierendes System, dass man nur indirekt beeinflussen
und behandeln kann. U2 = Aussenwelt (z.B. Druckstimulation), U1 = Eigenwelt,
Wahrnehmung der eigenen Körpervorgänge (z.B. Muskelspindel), S = Systemregelung
(z.B. Zentralnervensystem, Gehirn).
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Indikationsliste |
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Aufgabenbereich der Myoreflextherapie ist der gesamte Bereich Bewegungsapparat und die entsprechenden Themen (Sehnen, Bänder, Gelenke, Bewegung ...). Dieses Gebiet reicht vom Hexenschuss über Zerrungen und berufsbedingte Fehlhaltungen bis hin zu Bandscheibenvorfällen. Auch Rheuma und Arthrosen können behandelt werden. Nicht zu vergessen ist das Muskelgewebe der Eingeweide. Die Wände der Hohlorgane (also der Magen-Darm-Trakt, die Geschlechtsorgane, die Gallenblase, die Blutgefässe, das Herz- Kreislaufsystem, usw.) sind aus Muskelgewebe gebildet. Aber auch Teile der Atemwege oder der Bereich um die Augen bestehen aus Muskeln. Diese Organe sind also im Zusammenhang zu sehen mit dem Spannungszustand der sie umgebenden Muskulatur. Nach Ausschluss rein organischer Probleme (Besuch beim Facharzt usw.) können unterschiedliche Probleme (wie etwa Asthma, Sehstörungen, Bluthochdruck, Herzstechen, Herzrhythmusstörungen) über eine Behandlung der entsprechenden "Organ-Muskulatur" angegangen werden. Weiterhin steht der erste Halswirbel direkt mit dem Kiefergelenk und
dem Innenohr in Verbindung. Somit spielt der Atlas bei der Behandlung dieser
Bereiche (z.B. Tinnitus, Kieferstörungen) ebenfalls eine tragende Rolle.
Über Fehlstellungen in den Kopfgelenken können zudem funktionelle Durchblutungsstörungen
auftreten und diese können wiederum die verschiedensten Symptome verursachen (z.B. Migräne,
Schwindel).
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Herkunft und
Ursprünge der Myoreflextherapie |
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Aus verschiedenen Bereichen und medizinischen Disziplinen haben wir Ideen und Anregungen für unsere Therapie übernommen und versucht, diese zu einer sinnvollen Synthese zu vereinigen. Grundlage des gesamten Netzwerkes ist eine klassische, jedoch erweiterte Disziplin der Hochschulmedizin - die Anatomie des Menschen.
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Weitere Informationen finden Sie unter: Publikationen / Lehrgänge / Fachliteratur / Fachzeitschriften |
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