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Grundlagen Chinesische Medizin |
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Die 5 Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin Akupunktur - Arzneimitteltherapie - Diätetik - Tuina (Chinesische Manuelle Therapie) - Qigong (Bewegungstherapie)
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Grundlagen |
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Die TCM ist das älteste wissenschaftliche Medizinsystem. Im Gegensatz zur westlichen Medizin, die auf harten" Messdaten und der Pathologie fusst, werden hier das Befinden, soziale, psychische und klimatische Faktoren beobachtet, qualifiziert und in einer energetischen Diagnose" gewertet. Somatische Symptome sind so als energetische Entgleisungen zu erfassen. Durch die verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten (Akupunktur, Arzneimitteltherapie, Qi Gong, Diätetik, Tuina) gelingt es, in die energetischen Prozesse modulierend einzugreifen.
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Erkenntnistheoretische und
methodische Voraussetzungen |
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Die chinesische Medizin ist eine wissenschaftliche Medizin. Die klinischen Erfahrungen wurden von chinesischen Ärzten über mindestens 2500 Jahre (Zeit der schriftlichen Überlieferung) minutiös gesammelt, notiert und in Kompendien ausgewertet. Dies erfüllt das Wissenschaftskriterium der positiven Empirie.
Die klinischen Aussagen von Akupunktur und chinesischer Medizin
wurden in einem rationellen Bezugssystem zusammengefügt, zunächst abstrakte Begriffe wie
die Funktionskreise" (zang fu) und Leitbahnen" (jing mo)
geschaffen. Durch die Einbettung der Einzeldaten in dieses strenge Bezugssystem ist das
Kriterium der rationalen Vernetzung und der Systematisierung erfüllt. -
Vereinfacht gesagt, wertet die westliche Medizin Messwerte und hat ein
anatomisch-physiologisches Menschenbild, der Wissenschaftsansatz ist ein
kausalanalytischer (deduktive Synthese); die TCM wertet Beobachtungen, hat ein
energetisches Menschenbild und sieht die Gesamtheit (induktive Synthese). |
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Diagnostische Verfahren |
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Die chinesischen Ärzte verstehen den Menschen als Abbild natürlicher Harmonie, aufgespannt zwischen den Polen Yin und Yang; Himmel und Erde. Im Individuum fliessen harmonisch die Energie und die Säfte", es herrscht zwischen der menschlichen und natürlichen Umwelt und dem Menschen Einklang - so entsteht Wohlbefinden, ist Gesundheit definiert (modern heisst das wellness"). Das energetische Potential, das den Menschen durchströmt wird Qi genannt. Das Qi zirkuliert rhythmisch in den 14 Leitbahnen" (Meridiane, jing mo). Der Begriff Qi bezieht sich auf die individualspezifische aktive Energie, wird aber je nach Lebensfunktion durch Adjektive genauer bestimmt. In der differenzierten Befragung des Patienten interessiert sich der Arzt für die Beschwerden, weiter fragt er nach allen aktiven Lebensäusserungen, Emotionen, vitalen Körperfunktionen und Disharmonien, welche auf eine mögliche krankhafte Entgleisung des Individuums hindeuten. Gewertet werden auch alle Wahrnehmungen des Arztes durch Geruchs- und Tastsinn sowie die optische Wahrnehmung.
Nach einem stringenten diagnostischen Prozedere (Acht Leitkriterien") werden alle Daten gesammelt, qualifiziert, Funktionskreisen zugeordnet und eine Diagnose gestellt.
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Diätetik |
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Anders als in der westlichen Ernährungswissenschaft, die auf der Analyse der in den einzelnen Nahrungsmitteln enthaltenen Nährstoffe basiert und sich im wesentlichen auf rein quantitative Angaben zu ihrer Zusammensetzung beschränkt, steht bei der chinesischen Diätetik die Beschreibung der Wirkung eines Lebensmittels im Vordergrund. Dieser komplementäre funktionelle Ansatz der chinesischen Diätetik ist massgeblich mit der energetischen Vorstellung der "Lebenskraft" Qi verknüpft. Das Spannungsfeld äusserer energetischer Einflüsse, dem jeder Mensch unterliegt, und das innere energetische Potential, das durch die sogenannten Funktionskreise bereitgestellt und mittels der Leitbahnen im Körper verteilt wird, nennen die Chinesen Qi. Ist das ausgewogene Verhältnis des Qi im menschlichen Organismus gestört, spricht man von Krankheit. Der gezielte Einsatz von Nahrungsmitteln kann diese Ausgewogenheit wieder herstellen; Nahrungsmittel sind also milde Therapeutika. Man bedient sich der Qi-Kraft eines Nahrungsmittels, um auf das Qi im menschlichen Organismus korrigierend einzuwirken.
- Das Temperaturverhalten (von kalt bis heiss) gibt Aufschluss über die energetische Dynamik eines Lebensmittels. Es zeigt an, ob ein Lebensmittel das Qi stark oder nur leicht bewegt. - Die Geschmacksrichtung (von salzig bis scharf) bezieht sich zwar im wesentlichen auf das menschliche Geschmacksempfinden, gibt aber in der chinesischen Diätetik vor allem Aufschlüsse darüber, in welcher Tiefe (Schicht) ein Lebensmittel wirksam ist. - Die energetische Wirktendenz gibt an, ob ein Lebensmittel emporhebend oder absenkend, an der Oberfläche oder in der Tiefe wirksam ist. - Der Funktionskreisbezug, auch Leitbahnbezug gibt Aufschluss darüber, in welchem Funktionskreis bzw. in welcher Leitbahn das Lebensmittel seine Wirkung entfaltet.
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Anwendungsmöglichkeiten |
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Nach diesem Schema werden in den einschlägigen chinesischen Quellen fast alle gebräuchlichen Lebensmittel beschrieben. Die Aussagen über die Wirkrichtung eines Nahrungsmittels sind wichtige Bausteine im Gesamtgefüge der chinesischen Medizin und ermöglichen ein genaues Abstimmen auf ihre anderen Therapieverfahren, wie z.B. Arzneimitteltherapie, Akupunktur oder Bewegungstherapien. Für uns im Westen ist diese qualitative Betrachtungsweise der Nahrungsmittel etwas völlig Neues, da wir sie bisher vor allem unter quantitativen Gesichtspunkten zu betrachten gewöhnt waren (mit Angabe der Kalorien und des Gehalts an Eiweiss, Fett, Kohlehydraten, Spurenelementen usw.). In der chinesischen Medizin ist das Wissen um die energetischen Wirkmöglichkeiten eines Nahrungsmittels unabdingbare Voraussetzung für einen gezielten therapeutischen Einsatz. So können auf dieser Basis individuelle Ernährungspläne sowohl zur Therapie als auch zur Prophylaxe erstellt werden, mit deren Hilfe die gesamte chinesische Therapie wesentlich besser greifen kann. |
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Tuina (Chinesische
Manuelle Therapie) |
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Tuina ist eine Form der physikalischen Therapie, die Erkenntnisse aus Bewegungs- und Chirotherapie, Massage, Aku- Moxi-Therapie, Orthopädie und Unfallchirurgie in sich vereint und sich auf die theoretischen Grundlagen der chinesischen Medizin stützt. Sie bedient sich verschiedener Handtechniken und spezieller Manipulationen, um die Leitbahnen (Meridiane) durchlässig zu machen, den Qi- und Xue-Fluss zu regulieren und die einzelnen Funktionskreise aufeinander abzustimmen. Was Tuina grundlegend von den westlichen Massagetechniken unterscheidet, ist, dass seine sinnvolle Anwendung eine eingehende chinesische Diagnose (insbesondere eine Untersuchung der Zunge und des Pulses) voraussetzt.
Ausser bei Weichteilverletzungen und chronischen orthopädischen Erkrankungen eröffnet demnach die Tuina-Therapie auch bei Allgemeinerkankungen von Erwachsenen neue Möglichkeiten zu einer individuell abgestimmten und nebenwirkungsfreien Therapie. Noch grösser allerdings ist das Anwendungsspektrum
von Tuina in der Kinderheilkunde. Aufgrund der grösseren Reaktionsbereitschaft von
Kindern können zahlreiche Krankheitsbilder wirkungsvoll mit Tuina behandelt werden, so
dass auf andere Methoden der chinesischen Medizin, die weniger für Kinder geeignet sind
(wie Akupunktur oder die Einnahme von Arzneimitteltees) verzichtet werden kann. |
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Qigong (Bewegungstherapie) |
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Als Basis für Qigong gelten geistig-körperliche Übungen, die aus der taoistisch-buddhistischen Lehre stammen. Eine Reihe von einfachen Bewegungsabläufen (die oft wohlklingende Namen wie Kranichübungen etc. erhalten), verbunden mit Atemübungen harmonisieren den Energiefluss im Körper. Belastungen im täglichen Leben können zu Blockierungen im Energiefluss führen und die Qigongübungen helfen diese Störungen zu beheben. Qi ein energetisches Potential, das durch den Körper strömt, wird seit über 2000 Jahren beschrieben. Jedes Wesen bedarf dieses Qi um zu leben. Wer nun dieses Qi zu beeinflussen weiss, führt sich innere Energie zu um gegen äussere Einflüsse gestärkt zu werden.
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Taiji (Tai Chi
Chuan) |
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Taiji hat sich aus einer waffenlosen Kampfkunst zu einer Art meditativer Gymnastik entwickelt. Die philosophischen Grundlagen finden sich bei Laotse: Nichts in der Welt ist sanfter und schwächer als Wasser, und doch nichts, was Hartes und Starkes angreift, mag es zu übertreffen. Schwaches überwindet das Starke, Weiches überwindet das Harte". Auf der Überlegung dass etwas Hartes vom Weichen besiegt werden kann, basieren die fliessenden, sanften Bewegungen des Taiji. Taiji besteht aus einer Folge von Bewegungsabläufen und sind oft tierischem Verhalten nachempfunden, z.B. Flügelbewegungen etc. Bei uns bezeichnte man Taiji auch als Schattenboxen". Möglicherweise deshalb, weil die Übungen aussehen als würde man gegen einen unsichtbaren Gegner kämpfen. Die Bewegungen werden abwechselnd nach den Prinzipien des Yin und Yang aneinandergereiht (Yin hat zurückweichenden, Yang einen vorwärtsstrebenden Charakter).
Taiji-Bewegungen werden langsam und fliessend ausgeführt. Sanfte Bewegungen und ruhiges Atmen bringen innere Ruhe, Ausgeglichenheit, Konzentration und Ausdauer. Sie eignen sich für alle Altersgruppen und verleihen Kraft und Beweglichkeit. Qigong und Taiji gehören zur wichtigen Gruppe der Übungen, die
Bewegung, Meditation und Heilgymnastik miteinader verbinden und bilden eine wesentliche
Stütze der Traditionellen Chinesischen Medizin. |
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Arzneimitteltherapie |
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Das wohl bedeutenste Teilgebiet der TCM ist die Arzneimitteltherapie. In einer jahrhunderte alten Einteilung wurden die Arzneien nach 8 therapeutischen Verfahren geordnet. Die Mittel sind u.a. eingeteilt nach der Wirkung: schweisserzeugend", harmonisierend", erwärmend", kühlend" oder energieableitend" etc. Auf einen ersten Blick wird erkennbar, dass sich diese Aufteilung an den 8 Leitkriterien" orientiert. Da verschiedene Arzneien nicht eindeutig einem Wirkbereich zugeordnet werden können, sondern teilweise ihre Wirkung über mehrer Bereiche entfalten, wurde diese grobe Einteilung verfeinert. Man begann, unabhängig von erwähnter Gruppierung, damit das Temperaturverhalten der Arzneien, also wärmende" oder kühlende" Merkmale zu beschreiben. Das Temperaturverhalten reicht von heiss" bis sehr kalt".
Aus umfassenden z.T. jahrelangen Beobachtungen kann nun jeder Arznei eine Wirkung auf bestimmte Funktionsbereiche zugeordnet werden, und damit ergeben sich Aussagen in welchen Bereichen die Mittel einzusetzen sind. Wobei es selbstverständlich auch deren Dosierung zu berücksichtigen gilt: In kleiner Dosis sind sie förderlich, in zu grosser Dosis kommt es zu einer Schädigung des jeweiligen Bereiches. - Die urspüngliche Einteilung nach den 8 therapeutischen Verfahren" wurde somit nach und nach verfeinert und die Aufteilung des Arzneimittelschatzes in derzeit 19 Gruppen führte zu einer übersichtlichen und praktischen klinischen Einsetzbarkeit. Aus den rund 3000 beschriebenen chinesischen Arzneimitteln sind jedoch nur einige Hundert im praktischen Einsatz.
Für die sinnvoll zum Einsatz gelangenden Chinesischen Arzneimittel müssen somit das
Temperaturverhalten, die Geschmacksrichtung und besonders die Funktionskreisbezüge sowie
sämtliche Wirkungen eindeutig beschrieben sein. Eine jahrhundertelange Erfahrung und sich
über Generationen erstreckende Aufzeichnung ihrer Wirkungen geben dem Arzt die Sicherheit
und das Vertrauen in die Chinesische Arzneitherapie". |
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Akupunktur |
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Mit der Akupunktur wird die Wiederherstellung des Gleichgewichtes zwischen Yin und Yang angestrebt. Dafür ist der freie Fluss der Lebensenergie Qi wichtig, denn eine Beeinträchtigung des Qi führt zur Krankheit. Stiche mit feinen Nadeln an genau bestimmten Punkten am Körper ermöglichen nun die Harmonisierung des Qi.
Die genaue Wirkunsweise ist noch nicht abschliessend erforscht. Man nimmt an, sie wirke über das Nevensystem durch die sogenannten Endorphine (körpereigene, schmerzlindernde Stoffe), sowie über Hormone, die Aktivierung der Blutgefässe, die Stärkung von Abwehrmechanismen und über die Entspannung der Muskulatur.
Ein Beispiel: Über die Leitbahn des Funktionsbereiches Lunge" lassen sich im wesentlichen Erkrankungen des Lungenbereiches, Erkältungs- und Entzündungserkrankungen im Bereiche von Kopf und Rachen behandeln. Aber es können auch andere Störungen die im Ausbreitungsbereich des Lungen-Meridianes" liegen behandelt werden. Das gesamt Wirkspekturm einer Leitbahn reicht also sehr weit. Auch sind psychische Aspekte und die Beziehungen zu anderen Leitbahnen zu berücksichtigen. All diese Aspekte sind nur aus einem eiinschlägigen Lehrbuch ersichtlich. Bei fachgerechter Anwendung sind bei der Akupunkturbehandlung keine
schweren Nebenwirkungen zu erwarten. Bei unkorrekter Stichtechnik können eventuell
Blutgefässe und Organe verlezt werden oder eine Nadel kann brechen. Als Komplikation kann
es zu Kreislaufschwächen bis hin zur Ohnmacht kommen. Daher gehört die
Akupunkturbehandlung unbedingt in die Hand umfassend ausgebildeter Therapeuten. Weitere Informationen finden Sie unter: Publikationen / Lehrgänge / Fachliteratur / Fachzeitschriften © IMF |