Klassische Homöopathie
Dr.med. Kerstin Schwabe, Werner Dingler et al.
      
Grundlagen
    

Samuel Hahnemann und die Entwicklung der Homöopathie: Dr.med. Samuel Hahnemann (1755-1843) war ein engagierter Arzt, dem es nach jahrzehntelangem Forschen und Suchen gelungen war, ein eigenständiges auf Gesetzmässigkeiten beruhendes Heilverfahren zu entwickeln, das in dieser Form seit nunmehr 200 Jahren auf unveränderten Prinzipien beruht. Durch langjähriges Experimentieren und exaktes Beobachten hatte er zwei für das Heilen ungemein wichtige Tatsachen festgestellt.
  1. Wenn man gesunden Menschen bestimmte Naturstoffe in relativ kräftigen Dosen regelmässig eingab, dann erzeugten sie Krankheitserscheinungen, die für den eingenommenen Stoff charakteristisch waren.
    Viele Menschen haben an sich selbst schon ähnliche Beobachtungen gemacht, ohne wahrscheinlich darüber nachzudenken: Der Kaffee erzeugt Herzklopfen und Schlaflosigkeit, die Zwiebel ruft beim Schneiden Augentränen und Schnupfen hervor, usw. Und auch von den Giften ist allgemein bekannt, dass jedes Gift ein von den anderen zu unterscheidendes toxisches Bild macht: Der mit der Tollkirsche Vergiftete bekommt andere Symptome als der mit Arsen oder dem Fliegenpilz Vergiftete.
    Hahnemann hatte im Jahr 1790 durch einen Selbstversuch mit der Chinarinde, aus der man Chinin gewinnt und das damals als Heilmittel der Malaria bekannt war, begonnen, diese Erscheinungen zu untersuchen. Nach der Einnahme gewisser Mengen von Chinarindenpulver wurde er krank und bekam für kurze Zeit nach der Einnahme malaria-ähnliche Symptome. Er folgerte, dass hier ein Zusammenhang bestehen müsste und prüfte mit einer Gruppe von Freiwilligen über Jahre hinweg viele Arzneistoffe, wobei die auftretenden Symptome genau notiert wurden (Arzneimittelprüfung am Gesunden). So entstanden Arzneimittelkenntnisse, die Aufschluss darüber geben, welche Wirkungen ausgesuchte Substanzen auf den menschlichen Organismus hervorrufen.
  2. In weiteren langjährigen Experimenten stellte er fest, dass nur derjenige Stoff in der Lage ist, später in seiner potenzierten Form einen kranken Menschen zu heilen, dessen Prüfungssymptome dem Krankheitszustand des Patienten ähnlich ist. Anders gesagt bedeutet das, dass z.B. ein bestimmter Kopfschmerz nur von einem Mittel geheilt werden kann, das am Gesunden einen ähnlichen Kopfschmerz erzeugen kann. Oder ein wässriger Schnupfen nur von einer Arznei gebessert werden kann, die einen wässrigen (und nicht etwa einen dicken, schleimigen) Schnupfen zustande bringt.

     

   
„Wähle, um sanft, schnell, gewiss und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden (homoion pathos) für sich erregen kann, als sie heilen soll!"

„Similia similibus curentur" = „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden".
   

Die Aufgabe des Homöopathen besteht darin, für jeden Patienten das dem jeweiligen Krankheitszustand entsprechende Heilmittel zu finden.

Er benötigt dafür die genaue und bis ins kleinste Detail gehende Beschreibung und Erkundung der Symptome und Zeichen seines Patienten (möglichst einschliesslich aller ärztlichen Vorbefunde), die er sorgfältig aufzeichnet. Für diese Erstanamnese benötigt man verständlicherweise viel Zeit. Sie ist aber erforderlich, damit sich der Therapeut einen umfassenden Überblick über alle krankhaften Vorgänge im Leben seines Patienten verschaffen kann. Der Patient wird gebeten, diese Arbeit mit allen Kräften zu unterstützen und keinesfalls irgend etwas zu verschweigen, selbst wenn es für ihn peinlich, merkwürdig oder unwichtig zu sein scheint. Die Schweigepflicht, die für Ärzte und Naturärzte gleichermassen gilt, garantiert dem Patienten absolute Diskretion Dritten gegenüber.

Nach der Fallaufnahme erfolgt die Auswertung der Gesamtsymptomatik und die Bestimmung des Heilmittels. Die Arzneiwahl ist eine ausnehmend schwierige Aufgabe - eine wirkliche Heil-"Kunst"-, zu der wiederum Zeit und Konzentration benötigt werden und bei der der Homöopath eine Anzahl von Arzneien in der Fachliteratur (Arzneimittellehren, Repertorien; auch mit Hilfe eines Computers) studieren muss. Die Dosis und die Stärke der verordneten Arznei werden der Empfindlichkeit des Patienten individuell angepasst. Die Behandlung beginnt auch in chronischen Fällen mit einem einzigen homöopathischen Mittel, in deren Verlauf mehrere Arzneien aufeinander folgen können. Der Verlauf der homöopathischen Behandlung wird in regelmässigen Abständen mit dem Therapeuten besprochen.

Hahnemann fand in seinem über 50jährigen Forschungen heraus, dass die Symptome einer Krankheit gar nicht die Krankheit selber sind, sondern nur ihr nach aussen sicht- und fühlbarer Ausdruck. In Wirklichkeit ist eine tief im Zentrum des Menschen wirkende Kraft aus der Harmonie und Ordnung geraten, was ihn dann krank macht. Hahnemann nennt sie die „Lebenskraft". Sie ist nichts Materielles, sondern als „dynamisch", energetisch, geistartig zu verstehen. (Zum Vergleich: Der elektrische Strom ist auch nichts Materielles und dennoch eine Wirk-Kraft). Sie gibt dem materiellen Teil unseres Organismus, der aus Atomen, Molekülen, Zellen, Zellverbänden, Organen usw. besteht, überhaupt erst das Leben. Sie erhält und steuert alle Lebensvorgänge und sagt allen Bausteinen dieses Organismus, was sie sozusagen zu tun und zu lassen haben. So bringt sie Harmonie und Ordnung in ihn.

Beim Tod verlässt sie den Körper und trotz aller gleichgebliebenen Zellen, Organen etc. ist der Mensch nicht mehr lebensfähig. Wenn nun irgendwo Krankheitserscheinungen auftreten, dann ist das ein Zeichen dafür, dass diese Lebenskraft aus der Harmonie geraten ist. Die Aufgabe eines echten Heilers kann also nur darin bestehen, durch geeignete Arzneien wieder Ordnung und Harmonie im Bereich der Lebenskraft herzustellen. Sie ist die einzige und richtige Stelle, an der Heilung bewerkstelligt werden kann.

Da die Lebenskraft nun nichts Materielles ist, sondern etwas Energetisches, Dynamisches, dürfen auch die Medikamente, die sie wieder zur Harmonie bringen sollen, nicht materiell sein. Hahnemann hat in jahrelanger Forschung ein bestimmtes Verfahren zur Arzneimittelherstellung entwickelt. Man nennt es die „Potenzierung". Viele in der Natur vorkommenden und in der Homöopathie verwendeten Stoffe erhalten dadurch erst ihre heilende Kraft, wie z.B. Kochsalz, Eisen, Gold, Kupfer usw. Andere, ursprünglich giftige Substanzen wie Arsen, Phosphor, Quecksilber, Schlangengifte usw. werden hierdurch zu wichtigen Heilmitteln.

Geeignet für die homöopathische Behandlung sind akute und chronische Erkrankungen. Allerdings lässt sich der Anwendungsbereich der Homöopathie nicht durch klinische Diagnosen (Migräne, Rheuma, Asthma usw.) bestimmen. Entscheidend sind die Symptome des Patienten, die eine Arzneiwahl wie oben beschrieben ermöglichen. Die Heilbarkeit zerstörter Organe, angeborener Missbildungen o.ä. kann natürlich nicht erwartet werden.
    

    

Arzneimittelstudium aus der Primärliteratur
    
     
Jeder Homöopath kennt die Schwierigkeiten beim Studium der Primärliteratur. In diese Situation eine Anleitung zu erhalten, die sich bewährt hat, ist uns ein Anliegen und wir geben im Folgenden eine kurze Übersicht des in Grundkurs 7 vermittelten Lehrstoffes.

Die Technik des Studierens (Arzneimittelstudium, erarbeiten des roten Fadens): Nehmen Sie sich einen Abschnitt des Arzneimittels vor, z.B. das Gemüt, den Geist, den Kopf oder einen anderen Teil, und beginnen Sie in der folgenden Reihenfolge;

  1. Phase: Mehrmaliges aufmerksames Lesen der Symptome. Beim wiederholten Lesen Unterstreichen der sich wiederholenden oder besonders auffallenden Symptome.
  2. Phase: a) Welche Organe werden vorzugsweise ergriffen und welche Pathologie zeigt sich an diesen. Vergleich der Pathologie der betroffenen Organe. - b) Welche Empfindungen werden erzeugt, wo, an welchen Teilen? Dann die Empfindungen aller Teile vergleichen.
  3. Phase: Sie achten beim Durchlesen auf - c) Beginn und Ende, - d) Orte, - e) Erstreckt sich, - f) Begleitsymptome.
  4. Phase: g) Welche Umstände, Haltungen und Lagen(Modalitäten) beeinflussen den Zustand, z.B. besser beim Liegen auf dem Bauch, das Gesicht ins Kissen gedrückt (Medorrhinum); Liegen auf der schmerzhaften Seite bessert (Bryonia); Geruch kochender Speisen schlechter (Colchicum); Husten schlechter in Linkslage, besser in Rechtslage (Phosphor, Sepia, Sulfur, Thuja). -h) Welche Zeiten, Perioden fallen auf, z.B.: Schlechter 16-20 Uhr (Lycopodium); Frühling und Herbst schlechter (Lachesis); Nachts schlechter (Syphilinum, Mercurius, Aurum); Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang schlechter (Spigelia); Jeder 7.,21. oder 28. Tag schlechter (Tuberculinum); Nach Mitternacht schlechter (Arsenicum album); Verschlechterungszeit von 2-4 Uhr (Kalium carbonicum).
  5. Phase: Vergleichendes Studium mit den nächstverwandten Mitteln, dabei achten Sie auf die Zeiten, Haltungen und Umstände. Dabei ist besonders auf die unterscheidenden Symptome zu achten.
          

      

Struktur der Mittelbearbeitung:
    
     
1. Gemüt - 2. Geist, Sensorium - 3. Träume - 4. Schlaf - 5. Schwindel - 6. Kopf, ausser Kopfschmerz - 7. Kopfschmerzen - 8. Augen - 9. Ohren - 10. Nase - 11. Angesicht - 12. Zähne und Kiefer - 13. Mund - 14. Hals - 15. Appetit und Geschmack - 16. Magen und gastrische Beschwerden - 17. Abdomen - 18. Stuhl und After - 19. Harnorgane - 20. Männliche Genitalien - 21. Weibliche Genitalien - 22. Luftröhre - 23. Brustbeschwerden - 24. Rücken und Kreuz - 25. Oberglieder - 26. Unterglieder - 27. Frost - 28. Fieber - 29. Haut, Hautausdünstung, Schweiss - 30. Allgemeines
     

     

Untergliederung der einzelnen Punkte:
    

a) Pathologie, krankhafter Zustand - b) Empfindungen - c) Beginn und Ende - d) Orte - e) Erstreckt sich - f) Begleitsymptome - g) Modalitäten - h) Zeiten.
    

    

Struktur der Gemütssymptome (Stimmung, Psyche). Weitere Differenzierung der Gemütssymtome in Kapitel:    
      

1. Abneigung, Scheu gegen: angesehen und angefasst werden; Arbeit und häusliche Geschäfte; Menschen, Menschenscheu, Gesellschaft, die Kinder, den Ehemann, bestimmte Personen; Reden, wünscht still zu sein, usw. - 2. Angst, Furcht, Zaghaftigkeit - 3. Boshaftigkeit, Rachsucht - 4. Dreistigkeit, Frechheit - 5. Eifersucht - 6. Eigensinn - 7. Empfindlichkeit, Überempfindlichkeit gegen: Beengung, Geräusch, Grobheit, Lärm, Musik, schlechte Nachrichten, Tadel, Widerspruch, usw. - 8. Erschrecken, Schreckhaftigkeit - 9. Ernsthaftigkeit - 10. Fröhlichkeit, Lustigkeit, Ekstase, Schwärmerei, Verliebtheit - 11. Gereiztheit, Aufbrausen, Streitsucht, Schimpfen, Unzufriedenheit, nichts ist recht, Verdriesslichkeit, üble Laune, Ärger, Raserei, Wut, Zorn, Zerstörungssucht, Beissen, Schlagen, Töten - 12. Gleichgültigkeit - 13. Habsucht, Geiz, Neid - 14. Hoffart - 15. Hoffnungslosigkeit, Mutlosigkeit, Verzweiflung - 16. Kummer, Traurigkeit, Melancholie, Schwermut, Selbsttötung, Jammern, Heulen, Wimmern, Weinen, Stöhnen, Seufzen - 17. Milde, Sanftheit - 18. Misstrauen, Argwohn - 19. Unruhe, Ruhelosigkeit, Eile, Hast, Ungeduld - 20. Wechselnde Zustände, abwechselnde Stimmungszustände.
   

    

Struktur der Geistessymptome (Sensorium, Verstand) - Weitere Differenzierung der Geistessymptome in Kapitel:
    
        
1. Bewusstseinsverlust, Bewusstlosigkeit - 2. Delirien, Halluzinationen, Verwirrtheit mit Gebärden, Gesten und Reden - 3. Einbildungen, Wahnideen, Wahnsinn - 4. Gestörte Wahrnehmungen der Person, des Ortes, der Zeit und gross/klein - 5. Gedankenunruhe, Geistesunruhe, Ruhelosigkeit des Geistes - 6. Gedankenzudrang - 7. Gedächtnisschwäche, Vergesslichkeit - 8. Konzentration: a) leicht, b) erschwert, Geistesträgheit, c) Fehler beim Reden, Schreiben, Rechnen - 9. Lernfähigkeit, Begreifen: a) leicht, b) erschwertes Begreifen, Geistesträgheit, c) Blödsinn, Idiotie - 10. Prophetische Zustände, Hellsichtigkeit - 11. Wechselhafte Zustände, z.B. Delirium wechselt mit klarem Verstand, gute Lernfähigkeit wechselt mit Geistesträgheit.

Benutzen Sie die vorgegebene Struktur zur Gliederung der Symptome. Das heisst, Sie sortieren die wichtigsten Symptome von Aconit in das Schema ein und unterstreichen dort das Herausragende, oder anders ausgedrückt, den roten Faden. Sie benötigen in der Ausarbeitung nur die Hauptüberschriften: „Gemüt, Geist: Körpersymptome", für alles Weitere nur die Nummern und Buchstaben. Das erspart unnötige Schreibarbeit und bringt beim Vergleichen verschiedener Arzneimittel grossen Vorteil, weil Sie nur die Nummer aufsuchen müssen und vergleichen können.

Arzneimittelstudium auszugsweise am Beispiel Aconit: Im folgenden Beispiel von Aconit haben Sie die Leitsymptome, wenn Sie die kursiven Symptome nehmen. Lassen Sie sich von der Mühe des Studiums des ersten Mittels nicht entmutigen. Hering schreibt in seinem Sonderdruck: „Wer mit einem Mittel recht genau bekannt ist und mehrere andere nach den Ähnlichkeiten damit zusammenfassen und nach den Unterschieden sondern lernt, dem wird jede folgende Gruppe, die er sich auf diese Weise einprägt, eine weit geringere Mühe machen, so dass wer einhundert Mittel so einstudiert hätte, zum Studium des zweiten Hundert kaum so viel Zeit und Mühe nötig haben, als zu den ersten zehn." Diese Aussicht gibt die Kraft und Ausdauer die zu diesem Studium am Anfang nötig sind.

Aconit: Die Bezeichnung der Unterpunkte orientiert sich an der oben vorgegebenen Gliederung.

1. Gemüt:

1. Menschenscheu, Menschenhass; Abneigung und Angst in einer Menschenmenge, mit vielen, aufgeregten Leuten; Scheu auszugehen, bzw. die Strasse zu überqueren.

2. Grosse, untröstliche Angst; zagende Befürchtung; Verzweiflung. Grosse Ängstlichkeit mit Atembeengung. - mit Blutandrang zum Kopf, Röte und Hitze des Gesichtes. - mit Herzklopfen. - mit Zittern. Befürchtungen, Furcht zu fallen. Furcht vor Gespenstern. Furcht mit Zweifel am Aufkommen (Furcht, Zweifel, nicht mehr gesund zu werden). Todesangst: klagende Befürchtung eines nahen Todes; sagt die Zeit voraus, wann er sterbe.

7. Unerträglichkeit von Geräusch und Musik (welche wehmütig stimmen).

8. Grosse Schreckhaftigkeit. Beschwerden nach Schreck.

10. Bald lachend, bald weinend. Bald grosse Lustigkeit mit Singen und Trällern, bald Weinerlichkeit. Bald ausgelassen und lustig, bald zänkisch.

11. Empfindliche Ärgerlichkeit. macht bittere Beschwerden und Vorwürfe. Neigung den kleinsten Scherz übel zu nehmen. Verdriesslichkeit; Zänkerei; Zornmütigkeit.

15. Bald Zweifel am Aufkommen (Gesundwerden), bald voller Hoffnung.

16. Freudlosigkeit; Niedergeschlagenheit. Alles stimmt zum Weinen, Kummer und Gram.

19. Hastiges, übereiltes Verrichten von allerlei Dingen im Hause; unruhiges Umherlaufen; Ruhelosigkeit.

20. Bald lachend, bald weinend. Bald grosse Lustigkeit mit Singen und Trällern, bald Weinerlichkeit. Bald Zänkerei, dann wieder ausgelassen und lustig. Bald Zweifel am Aufkommen (Gesundwerden), bald voller Hoffnung.

Die hervorstechendsten Merkmale der Gemütszustände: Ängstlichkeit; Todesfurcht mit Prophezeien der Todesstunde. Ärgerlichkeit. Ruhelosigkeit. Schreckhaftigkeit. Weinerlichkeit. Wechselhaftigkeit der Zustände.

30. Allgemeines und Gesamtbeschwerden:

a) Akute örtliche Entzündung (kongestive). Kongestion vorzüglich nach Brust, Herz und Kopf. Beschwerden von Erkältung, besonders Einwirkung trockener Kälte, besonders Ostwind. Grosse Erkältungsanfälligkeit und Zugluftempfindlichkeit. Beschwerden von Ärger und besonders Schreck. Grosse Schreckhaftigkeit. Eines der ersten Mittel, an das bei Schreckfolgen zu denken ist (Ignatia, Opium). Mattigkeit und Müdigkeit, ungemeines sinken der Kräfte. Abneigung gegen Bewegung, Neigung zum Liegen und Sitzen.

Schwäche und Unfestigkeit der Bänder und Gelenke. Ohnmachtsanfälle, besonders beim Aufrichten vom Liegen. Rotes Gesicht im Liegen, es wird beim Aufrichten totenblass. Fruchtsäuren und Wein machen Beschwerden, verlangt nach Wasser. Schwarze Verfärbung des Körpers.

b) Stechende Schmerzen. Schmerzhafte Empfindlichkeit des ganzen Körpers. Heftige unerträgliche Schmerzen, Unerträglichkeit der Beschwerden. Kribbeln. Lähmiges Taubheitsgefühl in den leidenden Teilen. Kurzfristige Lähmungen. Äussere und innere trockene Hitze, Brennen.

c) Beginn plötzlich (wie ein Sturm), dann anhaltend

d) Linkseitige Beschwerden. Linke Gesichtsseite. Stirn.

Vegleichendes Arzneimittelstudium zu Aconit

27.

b) Frost und Schauder.

c) Plötzlich.

d) Von unten nach oben, von den Füssen

e) Bis in die Brust

f) Mit innerer trockener Hitze und Gesichtshitze.

Mit Röte der einen und Blässe der anderen Wange.

Mit heftigem Durst.

Mit traurigen, verzweifelten Gedanken.

Mit Weinerlichkeit.

g) Schlechter bei der geringsten Entblössung.

Schlechter bei Bewegung.

h) Schlechter abends.

28.

a) Entzündungsfieber

b) Mit grosser Hitze.

Mit trockener, starker, brennender Hitze der Haut.

Haut

Mit fieberhafter Backenröte.

Kopf und Gesichtshitze

Nasenwurzel. Obere Kinnlade. Kehlkopf. Brust. Herzgegend und Herz. Linker oberer Teil der Lunge.

e) Nach oben.

f) Grosse Angst und Furcht zu sterben, Prophezeien der Todesstunde. Grosse Ruhelosigkeit (Unruhe) mit Jammern; Klagen und Weinen. Zittern am ganzen Körper. Mit erweiterten Pupillen. Blutandrang zum Kopf und Ohrensausen. Mit Frost. Innere und äussere brennende Hitze. Heftiger Durst, vorzüglich nach Wasser und Bier. Beschleunigter, harter Puls.

g) Schlechter: Berührung (äusserst berührungsempfindlich). Bewegung. Aufsitzen, Aufrichten. Wein und Fruchtsäure. Kälte und Zugluft. - Besser: Im Liegen. Im Freien. Im Sitzen.

h) Schlechter: Vor allem nachts. Abends. Früh.

Phase 5, ein auszugsweises Beispiel

Belladonna

27.

a) Kälte des ganzen Körpers.

Wechsel von Frost und Hitze.

b) Schauder.

c) Plötzlich.

d) Beginnend im Rücken.

Den Rücken herab.

Beginnend in der Herzgegend.

Beginnend an beiden Armen.

e) Über den Körper.

f) Mit blassem Gesicht

Mit gedunsenem roten Gesicht

Mit Gesichtsverdunkelung.

Mit kalten Füssen.

Mit Blutandrang zum Kopf.

Mit kaltem Schweiss.

Mit Stechen in der Brust.

Mit schnell folgender Hitze.

Mit Durstlosigkeit.

g) Beim geringsten Anwehen von Luft.

Beim Entblössen.

28.

a) Entzündungsfieber.

Wechsel von Frost und Hitze.

Röte und Gedunsenheit des Gesichtes.

Mit erschütterndem Frost und Schauder, dann

Hitze.

b) Äussere Kälte bei innerer brennender Hitze.

Heftig brennende Hitze.

Alle Getränke erscheinen zu kalt.

c) Plötzlicher Beginn.

Lange anhaltend.

f) Mit Kopf und Gesichtshitze.

Mit Backenröte im Liegen, aber blass beim Aufrichten; oder bald blasse, bald rote Wangen. Einseitige Wangenröte, mit Kälte und Blässe der anderen. Mit Kopfweh und schmerzhaftem Blutandrang zum Kopf. Mit heftigem Durst, besonders auf Wasser und Bier. Mit befürchteter Ängstlichkeit, Angst zu sterben. Mit grosser, nervöser Aufgeregtheit und Unruhe. Mit Stöhnen und Umherwerfen im Bett.

g) Frost beim geringsten Entblössen während der Hitze.

h) Schlechter abends und nachts. Dieses System des Lernens, das die alten Meister geübt haben, ermöglicht Ihnen ein Arzneimittelstudium befreit von Spekulation und verwischender Interpretation. Sie arbeiten mit klaren Prüfungssymptomen und prägen sich das Auffallende in seiner Kombination ein.

Beim Vergleichen verschiedener Mittel kommt Ihnen das Ordnungssystem zugute. Sie nehmen z.B. die Nummer 28 (Fieber) und vergleichen f) (Begleitsymptome) verschiedener Mittel miteinander. So können Sie schnell differenzieren. Ihr Blick schärft sich für die unterscheidenden Merkmale. Je mehr Sie nach dieser Methode Arzneimittelsymptome studieren, desto mehr werden Sie sie schätzen.

c) Plötzlicher Beginn.

d) Hitze nur linksseitig.

f) Röte, Hitze von Kopf und Gesicht. Kopfeingenommenheit. Schläfrigkeit. Delirien. Klopfen der Karotiden und Schläfenadern. Auftreibung der Hautvenen. Puls stark und schnell. Puls voll und langsam. Stirnkopfschmerz. Schwindel. Augenverdunkelung. Durstlos. Heftig brennender Durst. Schweiss bei und nach der Hitze. Schweiss, der die Wäsche dunkel färbt. Häufiges harnen und Ermattung.

h) Abends.
     

     

Literatur
    

Clemens von Bönninghausen „Kleine medizinische Schriften"

J.H. Clarke „Der Neue Clarke",

Werner Dingler „Seminar Arzneimittelstudium"

S. Hahnemann „Die chronischen Krankheiten"

S. Hahnemann „Organon der Heilkunst 6. Auflage"

Constantin Hering „Über das Studium der homöopathischen Arzneimittellehre"

G.H.G. Jahr „Ausführlicher Symptomen-Kodex der Homöopathischen Arzneimittellehre"

G.H.G. Jahr „Jahr's Handbuch, Handbuch der Hauptanzeigen"

E.B. Nash „Leitsymptome in der Homöopathischen Therapie"


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